Die Mail, die am Sonntag um 9.55 Uhr an alle SPD-Mitglieder heraus ging, hatte es in sich: In wenigen Sätzen kündigte Andrea Nahes ihren Rücktritt als Fraktions- und Parteivorsitzende an. Begründung: fehlender Rückhalt.
Es ist eine häufige Annahme, dass der Wechsel an der Spitze einen Neustart bringt. Doch allzu häufig stellt sich diese Annahme als Irrglaube heraus. Zahlreiche Bundesliga-Vereine können davon berichten. Und die SPD.
Zehn Vorsitzende hatte sie in der Zeit, in der Angela Merkel die CDU geführt hat. Darunter Martin Schulz, der die SPD anfänglich zurück in Umfragehöhen führte, die sie schon fast aufgegeben hatte. Umso schmerzhafter der Absturz. 20,5 Prozent holte die SPD unter Schulz bei der Bundestagswahl. Dann übernahm Nahles den Vorsitz von Partei und Fraktion. Den Abstieg stoppte das nicht. 15,8 Prozent bei der Europawahl.
Ja, Nahles hat Fehler gemacht. Manchen Sozialdemokraten sind ihre öffentlichen Auftritte richtiggehend peinlich, beim Wähler ist sie unbeliebt. In Partei und Fraktion gibt es Kritik an ihrem Führungsstil. Dass sie die Entscheidung mitgetragen hat, den in Ungnade gefallenen Verfassungsschutz-Präsidenten Hans-Georg Maaßen zu befördern, offenbarte einen erschreckenden Verlust an Einschätzungsvermögen.
Doch wer auch immer Nahles auf den Spitzenpositionen folgt: Es ist unwahrscheinlich, dass das die SPD aus ihrer mittlerweile existenzbedrohenden Krise holt. Zu tief liegen die Probleme der Partei. Weiterlesen